Namibia 2013

Am 11.04.2013 geht’s ab Frankfurt los Richtung Windhoek in Namibia. Am 9.05.2013 sind wir wieder zurück :-) :-)

Angekommen

Wir haben 2 Gepäckstücke à 14 kg. Zum ersten Mal müssen wir unser Handgepäck wiegen. Ich bekomme Herzklopfen, als Volker den Fotorucksack auf die Waage stellt und der hübschen Afrikanerin fallen die Augen aus dem Kopf. Auf der Anzeige stehen 13 kg, bis zu 7 kg sind erlaubt!
Nach 9 1|2 Flugstunden landen wir in Windhoek (1.650 m hoch). Kurz nach 6 Uhr sind wir abgefertigt und beobachten den riesigen Feuerball, der am Himmel aufsteigt. Um 8 Uhr öffnet die Mietstation und wir warten 2 Stunden, bis wir abgeholt werde. Immer wieder werden wir freundlich gefragt, ob wir einen Transfer brauchen. Einer meint, wir können mit dem Gepäckwagen rechts, links, rechts, dann immer geradeaus, laufen. Wir schieben los und erklären den fragenden Einheimischen unterwegs, wo wir hin wollen. Der 5. sagt uns, dass es zu weit ist und schickt uns wieder zurück.
Über 2 Stunden dauert die Einweisung unseres Pickups. Endlich fahren wir in die Stadt zum Einkaufen und Tanken, dann geht es Richtung Süden. Am Straßenrand spielen Affen. Je weiter wir fahren, desto mehr verschwindet die bergige Landschaft. 3 Motorradfahrer kommen uns entgegen, bepackt, in voller Montur, bei dieser großen Mittagshitze, einer Straße, bei der es nur geradeaus geht, durch öde Landschaft…wir beneiden sie.
Vorbei an Rinder- und Ziegenherden, gemischt mit Springböcken landen wir als einzige Gäste auf unserem ersten Campingplatz kurz vor Mariental. Nachdem wir unser Dachzelt aufgebaut haben, Volker das Feuer entfacht hat, für die warme Dusche, beobachten wir den Sonnenuntergang. Der Himmel färbt sich in alle Rottöne, danach ist es stockfinster.
Wir sind in Afrika.

 


Mariental - Fish River Canyon - Lüderitz

Wir machen einen Abstecher zum Giant’s Playground, einem Irrgarten aus Felsbrocken. Der zu Fantasieformen erodierte Granit wirkt, wie von Menschenhand aufeinandergesetzt. Zwischendrin stehen die endemischen Köcherbäume. Sie sind eigentlich keine Bäume, sondern werden den Aloen zugerechnet. Bis zu 9 Meter hoch und 300 Jahre alt können sie werden und blühen zum ersten Mal im Alter von 20 bis 30 Jahren nur im Winter (Juni/Juli). Sie bevorzugen heiße und trockene Felslandschaften und überstehen mehrere aufeinanderfolgende Dürreperioden.

Es hat in Namibia schon viel zu lange nicht geregnet. Wir fahren über unzählige, ausgetrocknete Flussbetten, vorbei an scheuen Zebraherden, rennenden Straußen, grasenden Pferden…

Direkt am Fish River Canyon kochen wir Spaghetti‘s und genießen die untergehende Sonne am wolkenlosen Himmel. Er ist nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt und entstand vor 500 Mio. Jahren durch eine Absenkung. Der Einschnitt durch den Fish River selbst fand erst in der Erdneuzeit, etwa vor 50 Mio. Jahren, statt. Er ist 161 km lang und bis zu 550 m tief. 10 km weiter übernachten wir auf einem Campingplatz, wo Paviane auf Essensreste lauern.

Eigentlich sollte dies unser südlichster Punkt sein, aber ein Südafrikaner macht uns Ai Ais mit seiner heißen Quelle schmackhaft (und das bei 30°C im Schatten J). Durch eine wunderschöne bergige Landschaft landen wir in einer von Steinfelsen umringten Oase. Wir genießen das kleine Paradies und aalen uns im lauwarmen Pool.

Damit wir nicht dieselbe Strecke zurückfahren müssen, entscheiden wir uns, ein Stück an der südafrikanischen Grenze entlang nach Norden zu fahren. Das klappt leider nicht. Nach 50 km Schotterpiste durch den wunderschönen Ai Ais Nationalpark ist die nächste Abbiegung gesperrt. Kommando zurück…

Inzwischen ist es Mittag und wir sehen Smiley-Schilder mit der Aufschrift: hungry?…thirsty? YES, we are!!! 2 km bis zur Kalköfen Lodge. Es sieht so einsam und verlassen aus in dieser Wüste, dass wir nicht mit einer Bewirtschaftung rechnen. Wir suchen den Eingang und werden gleich zu einem schattigen Parkplatz gewunken. Wir bekennen uns hungrig und schon wird ein Angestellter losgeschickt, die Köchin zu holen. Ganz untypisch für Afrika ist sie auch gleich zur Stelle. Das Game Pie (Wild) ist nicht nur toll angerichtet, sondern schmeckt vorzüglich. Der Nachtisch aus Apple Pie und hausgemachtem Vanilleeis rutscht auch noch runter. Die Lodge ist mit liebevollen Details ausgestattet und der Hausherr zeigt uns ganz stolz seine Wüstenblumenzucht. Er hat einen Freund in Lüderitz, der günstige Unterkünfte vermietet, da es dort zu stürmisch zum Zelten ist. Überhaupt ist es immer so windig, dass hier sogar die Kitesurf-Weltmeisterschaften stattfinden.

In Lüderitz angekommen, buchen wir das Zimmer (wir wurden schon telefonisch angekündigt) und genießen die Windstille!!!

 


Lüderitz – Sossusvlei – Naukluftpark

In Lüderitz nutzen wir noch das Abendlicht zum Fotografieren. Wir entdecken schnell die berühmte Felsenkirche, das Wahrzeichen der Stadt. Auch wenn wir sie noch so lange betrachten, sie wird nicht schöner. Kein Wunder, es ist auch die Falsche! Die richtige haben wir dann am anderen Ende gefunden. Die Stadt liegt auf schwarzglänzenden Felsen etwas erhöht über dem Atlantik. Mit ihren in Pastelltönen restaurierten Jugendstilvillen ist sie recht hübsch. Am nächsten Tag um 8 Uhr fahren wir mit Heiko und seinem Katamaran zur Halifax-Insel. Mit Susan und Scott aus Oregon (USA) sind wir die einzigen Passagiere. In einer Bucht springen Delphine, als ob sie uns begrüßen wollen und schwimmen dann mit uns um die Wette. Wir beobachten Robben, Pinguine, Flamingos (die einzige Art, die nicht im Wasser, sondern auf Felsen steht) und noch viele andere Brutvögel. Danach suchen wir Internet, welches in Namibia selten zu finden und außerdem häufig sehr langsam ist. Deshalb konnten wir noch keine Bilder bereitstellen.

Außerhalb von Lüderitz liegt die Geisterstadt Kolmanskop. Ein Deutscher fand hier 1908 Diamanten und so entstand das Jugendstil-Dorf, welches immer mehr im Sand verschwindet.

Bei einem Fotostop Richtung Dünen kommt ein bepackter Radfahrer vorbei. Er ist aus Japan und schon 6 Monate unterwegs. Wenn sein Geld reicht möchte er nach seinem Afrikatrip über Frankfurt nach Alaska fliegen und bis Feuerland radeln. Er stöhnt über den Wind in Süd-Namibia. Wir lachen und erklären ihm, dass er in Patagonien erst richtigen Wind erleben wird…

Am Schloss Duwisib lassen wir uns zum Eintritt überreden. Der Guide führt uns und erklärt alles: This is the Bücherschrank. Here we are in the Winterschlafzimmer… Es wurde von dem Deutschen Hansheinrich von Wolf 1908-1909 gebaut. Die Originaleinrichtung aus Deutschland hat man mit Ochsenkarren durch die Wüste bringen lassen.

Wir landen bei den höchsten Dünen der Welt (375 m). Am schönsten sind sie in der Morgen- und Abenddämmerung. Wir stellen uns den Wecker auf 4.30 Uhr, da um 5.15 Uhr das Tor geöffnet wird. Es sind 64 km zur bekanntesten Düne, der Sossusvlei. Die letzten 4 km bestehen aus Tiefsand und wir bleiben promt stecken. Bis auf die Antilopen, Erdhörnchen, Schakale o. Ä. usw., die unseren Weg kreuzten, lief es sehr gut. So schnell konnte man den 4×4 gar nicht einschalten. Etwas im Getriebe rumgesucht und Volker hat den Allrad drin. Genau zum Sonnenaufgang stehen wir vor ihr und laufen hoch. Ein toller Ausblick. Ein Kilometer zurück besichtigen wir das Dead Vlei.

Unser nächstes Ziel ist der Naukluft-Park, in dem wir wandern wollen. Nach dem Gatter sind es noch einige Kilometer bis zur Anmeldung. Ein kleines Häuschen mit 2 Zimmern. Im Ersten bezahlen wir den Campingplatz und im Zweiten den Eintritt zum Park. 1,5 km weiter sind auf 2 Etagen je 5 schöne Stellplätze, direkt an einem Bach (1.480 m hoch). Hier gibt es weder Lampe noch Strom. Es ist bald dunkel und man sieht die Hand vor den Augen nicht. Mit Kopflampe laufe ich zur Toilette. Plötzlich leuchte ich in 2 Tieraugen. Hier kann man Leoparden treffen, wenn man Glück hat oder Pech. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Auf der anderen Seite leuchten auch Augen. Etwas neugierig bin ich doch und möchte wissen, was hier herumläuft. Ich beobachte es genauer und stelle fest, dass es reflektierende Aufkleber sind.

Unsere Wanderung ist herrlich. Am Bach entlang, durch Bambus, tiefes Dickicht, über Felsen und Wasserläufe, mit Blick auf die bis zu 1.900 m hohen Naukluftberge… Im Dschungel sind wir von Pavianen in allen Altersgruppen umzingelt. Wenn die riesigen Männchen schreien, stockt uns jedes Mal der Atem. Papageie, Adler, Antilopen und viele andere Tiere, die wir nicht kennen, begleiten uns. Im Naturpool kühlt Volker seine Füße ab.

 


Naukluft – Blutkuppe – Walvis Bay

Wir verlassen das wunderschöne Naukluftgebirge. In Solitaire haben wir eine letzte Einkaufmöglichkeit. Der Ort besteht aus einer Tankstelle, Unterkünfte und einer Bäckerei mit berühmten leckeren Apfelkuchen. Danach machen wir einen Abstecher zum Archer‘s Rock, einer zerklüfteten Felsformation (Felsbogen). Der schmale Weg ist nur mit 4×4 und Permit möglich. Wo wir diese Genehmigung bekommen können, wissen wir nicht und fahren einfach. Plötzlich stehen zwei lange Hälse vor uns. Die Giraffen beobachten uns neugierig und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Auf der anderen Seite fuseln zwei Warzenschweine davon. Dabei strecken sie ihre Schwänze wie Antennen senkrecht nach oben. Wir schaukeln durch Sand, über Felsen und Steine, stellenweise im Schritttempo. Ganz in der Nähe ist die Blutkuppe. Ein abgeschliffener Granit-Inselberg, der sich in der Abendsonne rot färbt. Dort sind Zeltmöglichkeiten, nicht nur ohne Strom, sondern auch ohne Wasser. Auf einem Hügel haben wir einen unendlich weiten Blick in die Wüste. Die Sonne geht unter, aber so richtig rot will der Felsen nicht werden. Der Mond nimmt immer mehr zu und scheint so hell, dass man keine Taschenlampe mehr braucht. Wir sind ganz alleine und hören nur noch die Klippschliefer (murmeltiergroße Tiere, die in bergiger Felslandschaft und auf steinigen Hügeln in trockenen Landesteilen leben). Sie klingen wie kleine Quietsche-Entchen.

Das Meer ist nicht mehr weit und wir kommen nach Walvis Bay, der drittgrößten Stadt Namibias (300.000 Einwohner). Der Campingplatz steht im Neubaugebiet, in dem fast nur moderne Häuser stehen. Die sind so schön, dass wir sofort einziehen würden. Wir spazieren die 500 Meter zum Meer und beobachten Flamingos. In Lüderitz haben wir uns bemüht, drei von diesen hübschen Vögeln vor das Tele zu bekommen und hier haben wir hunderte direkt vor der Nase. Die Pelikane sind so riesig, dass sie unecht wirken.

>> Neue Bilder unter: Bilder / Namibia <<

 


Walvis Bay – Swakopmund – Spitzkoppe – Cape Cross

Walvis Bay erkunden wir zu Fuß und essen frischen Fisch. Danach suchen wir die Highlights. Als erstes die historische Lokomotive. Wir wissen wo sie steht, finden sie aber nicht. Drei Mal laufen wir im Quadrat und fragen dann die Bahnangestellten. Diese schütteln nur den Kopf. Wir geben schon auf, doch da entdeckt Volker einen Glaskasten. Wir lachen über dieses kleine Teil und laufen zur Rheinischen Missionskirche, die 1879 als Fertigteilgebäude aus Holz von Hamburg hergebracht wurde. Die finden wir zwar schneller, aber viel größer ist sie auch nicht. Für den nächsten Morgen haben wir eine Bootstour gebucht. Auf dem Parkplatz fragt ein Mann nach unseren Vornamen. Kaum haben wir sie fertig buchstabiert, sind sie in zwei Nüssen, die Elefanten gerne essen, eingeritzt. Die kaufen wir natürlich. Er möchte jetzt noch die Namen aller unserer Angehörigen haben…

Kaum haben wir abgelegt, landet ein Pelikan auf dem Boot. Er bekommt ein paar Fische und hebt wieder ab. Das Meer ist spiegelglatt. Kurz darauf lernen wir Junior kennen, eine 6 Jahre alte Robbe. Er schlappt an uns vorbei und jeder darf ihn streicheln. Es gibt ein leckeres alkoholisches Getränk und wir fahren mit vielen Informationen an der Austernzucht vorbei. An der Seehundkolonie machen wir einen kurzen Stopp und beobachten, wie die quirligen Tiere im Wasser spielen. Auf dem Rückweg gibt es Champagner, Austern und ein leckeres Buffet.

 

Satt und zufrieden fahren wir 30 km weiter nach Swakopmund, dem einzigen Badeort im Land. Eine schöne Stadt mit vielen Palmen und breiten Straßen, durch die früher die Ochsenkarren fuhren. Die deutschen Wurzeln sind, wie oft, unverkennbar. So kommen wir auch nicht an der Bäckerei mit Vollkornbrot und Käsekuchen vorbei.

 

Unser Zeltnachbar hat zu viel Fisch geangelt und schenkt uns einen. Das passt gut, denn wir haben schon Feuerholz für morgen Abend gekauft. Das Holzsammeln ist hier verboten, da man dabei evtl. von einer Schlange gebissen werden könnte. Nachts tropft uns Kondenswasser auf’s Gesicht.

 

Nicht nur das Land ist wunderschön. Auch die Einheimischen sind super freundlich und hilfsbereit. Sie winken, grüßen und fragen immer, wie es uns geht. Es macht richtig viel Spaß, hier zu sein.

 

Wir fahren durch die Mondlandschaft, die wie aus dem Nichts vor uns auftaucht. Danach geht es zur Spitzkoppe, dem „Matterhorn“ von Namibia (1728 m). Hier gibt es einen Campingplatz mit Stellplätzen im Umkreis von ca. 5 Kilometern. Die Rezeption empfiehlt uns die Nummer 10. Wir sollen mit Tisch und Stühlen reservieren und können dann weiter fahren. Wir laden bei der Nummer 10 a, einem schönen, schattigen, großen Platz ab und machen eine Rundtour. Hinter jeder Kurve verändern sich die Felsen: kugelrunde Riesenbälle, mächtige Granitblöcke, Bögen, Felsnischen usw. Es ist sehr heiß und da wir nicht die 3 Kilometer durch den kleinen Irrgarten zurück, zur einzigen Dusche wollen, freuen wir uns auf eine FKK-Wäsche am Auto (wir haben einen 50-Liter Wassertank). Doch was ist das? Direkt neben unseren Sitzgelegenheiten steht ein Auto mit Anhänger und ein Mann schlägt Heringe für das Zelt in den Boden. Daneben sitzen Frau mit Baby und Kleinkind. Das gibt es doch nicht. Hier sind über 20 leere Plätze und die vier befinden sich auf unserem! Es sind Deutsche und sie lassen sich von uns nicht stören. Wir packen ein und fahren 2 Kilometer weiter zur Nummer 5. Hier ist es auch schön und wir haben unsere Ruhe. Der Kabeljau wird gegrillt und bei Vollmond am Lagerfeuer genießen wir die Stille.

 

Auf dem Rückweg wollen wir den Kindern am Straßenrand etwas abkaufen. Beim Fotografieren der Wellblechhütten kommt ein kleiner Junge, mit Geschwisterchen im Huckepack, gelaufen und schaut mich mit seinen großen glasigen Augen an. Er hat Hunger. Ich gebe ihm Geld. Es sind zu viele Verkaufsstände, um überall etwas zu kaufen. Das macht mich traurig. Am Letzten halten wir an, aber da steht niemand. Irgendwann kommen ein paar Kinder gerannt. Wir kaufen Steine, die wir nicht brauchen, fühlen uns aber gut danach.

 

Auf einer Salzstraße fahren wir die Skelettküste hoch. Sie steht voller Angler. Diese transportieren ihre langen Angelgerten senkrecht vorne am Kuhfänger. Wir entdecken ein gestrandetes Wrack und biegen ein. Schon kommt ein Steinverkäufer zu uns, doch unser Bedarf ist schon gedeckt. Er fragt nach Essen und wir schenken ihm unsere frisch gekauften Kräcker. Auch wenn man nichts kauft, die Leute werden nicht aufdringlich und bleiben immer freundlich.

Wir fahren in den Nebel, der sich hier nur selten lichtet. Früher sind hier bei widrigen Wind- und Strömungsverhältnissen viele Schiffe gestrandet. Die Menschen waren dann rettungslos verloren, da der Fußmarsch ins Landesinnere zu weit war. Der Weg zieht sich und wir stehen vor dem Tor zum Skeleton Coast Park. Das ist schlecht, denn wir sind am Cape Cross, der Seehundkolonie vorbeigefahren. Wir wenden und können den Lärm und die Bewegungen der zwischen 60.000 und 100.000 Robben einfangen aber leider nicht den Geruch.

 


Henties Bay – Brandberg – Reifenpanne – Himbavillage

Wir frühstücken im Nebel. Alles ist feucht und klebrig. Nur 500 Meter weg vom Meer scheint die Sonne. Mittags kommen wir am Brandberg an. Er besitzt mit dem Königstein (2.574 m) den höchsten Gipfel Namibias. Die „White Lady“, eine berühmte Felszeichnung, darf man nur mit Führung besichtigen. Justus, unser Guide, wird uns die 2,5 km durch das unwegsame Gelände begleiten. Die zwei Männer marschieren los und ich komme mit meinen kurzen Beinen kaum hinterher. Es sind 35°C. Allerdings nur im Schatten und durch diesen laufen wir nicht. Meine Zunge hängt am Boden. Ich kann nicht mehr atmen. Bestimmt will Justus den Streckenrekord brechen. Wir kommen an und mein rotes Gesicht drückt sich durch das Weiß der Sonnencreme. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal aus jeder Pore so geschwitzt habe. Endlich darf ich wieder schnaufen. Und das alles für diese ca. 30 bis 40 cm große Zeichnung. Immerhin ist sie 2000 Jahre alt. Die einfarbigen Männlein bringen es sogar auf 5000 Jahre. Die Wissenschaftler haben bis heute noch keine Erklärung über Entstehung und Bedeutung der Malerei. Den Rückweg überlebe ich nur mit dem Gedanken an den kühlen Pool, in den wir später eintauchen.

Auf der Weiterfahrt sehen wir zwei Frauen in einer Herero-Tracht. Früher bekamen sie diese von den Missionaren aufgezwungen und heute tragen sie die bunten Kleider mit Stolz.

 

Ein kleiner Abstecher führt uns zum versteinerten Wald. Die 280 Millionen Jahre alten Stämme wuchsen nicht hier. Vermutlich sind sie durch Flüsse angeschwemmt worden. Der Versteinerungsprozess konnte nur unter Luftausschluss stattfinden. Die Stämme wurden mit Sand bedeckt, der den Fäulnisprozess unterband. Dann drang kieselsäurehaltiges Wasser nach und nach in die Zellen des Holzes ein, das Schicht für Schicht zu Stein wurde, unglaublich. Außerdem bekommen wir noch die Welwitschia mirabilis Pflanze erklärt. Diese hier sind 500 Jahre alt und endemisch in der Wüste Namib.

 

Zurück in der Stadt wollen wir eine Kaffeepause machen. Das wird leider nichts, denn eine verlorene Schraube von einem Eselkarren hat sich in den rechten Hinterreifen gebohrt. Im Schatten am Supermarkt wollen wir wechseln. Die vielen Helfer machen Volker nervös. Sie wollen auch noch ihre Nüsse verkaufen. Da wir andere Probleme haben, bekennen sie sich hungrig. Ihr Atem riecht nach Alkohol. Die Buschtrommeln funktionieren gut. Jemand hat uns der Tankstelle gemeldet und wir werden dorthin gelotst. Volker muss nur das Werkzeug und das Ersatzrad bringen, der Rest wird von den Angestellten erledigt. Das war ein Glück für uns, denn so eine Ortschaft kommt nur alle 150 km.

 

Wir wollen zur Gelbingen Lodge, an der ein Himbadorf angrenzt, fahren. Sie wird von Andrea und Volker geführt, die hier in Namibia geboren sind. Die Himbas sind einer der letzten Naturvölker. Auffällige Merkmale sind die Kleidung und der Schmuck. Nach der ersten Periode waschen sich die Frauen nicht mehr, sondern setzen sich über Rauch, damit sie gut riechen. Sie reiben ihre Körper mit einer Paste aus Rotholzpulver und Butter ein, die gut gegen Mückenstiche und Sonnenbrand ist. So entsteht die ockerfarbene Haut. Sie lassen sich gerne fotografieren und die Kinder fassen neugierig alles an, was an uns hängt. Ich filme sie beim Klatschen und Tanzen und sie lachen herzlich, wenn ich ihnen wieder dies vorspiele. Sie sprechen nur ihre eigene Hererosprache. Als sie mitbekommen, dass wir Souvenirs kaufen möchten, ist in Windeseile ein Kreis gebildet, Decken ausgebreitet und alles von Armbändern über Ketten bis zu verschiedenen Holzschnitzereien (ausschließlich selbst gefertigt) hübsch aufgelegt.

 

Von Andrea bekommen wir ein leckeres Antilopensteak und erfahren sehr viel über das Land, was dem Tourismus entgeht. Jetzt wissen wir auch, was das für ein Lärm nachts an der Blutkuppe war. Wir dachten, es sind Minenfahrzeuge, weil dort eine Diamantenmine ist. Deshalb hätten wir auch das Permit gebraucht (damit man uns als Diamantensucher nicht einsperrt). Da hier nachts keine Fahrzeuge fahren, haben wir die Filmaufnahmen zu Mad Max 4, der gerade mit Charlize Theron gedreht wird, gehört.

Herzlichen Dank für Eure Feedback‘s

 


Auf den Spuren der „Big Five“ – Buschmänner – Waterberg

Der Etosha Nationalpark ist der älteste im Land (seit 1907). Er ist 22.270 km² groß und wurde 1851 von dem schwedischen Naturforscher und Abenteurer Charls John Andersson mit dem Briten Francis Galton 1851 entdeckt. Im Mittelpunkt des Parks liegt die 4.730 km² große Etosha-Pfanne (Salzpfanne), die zum westlichen Teil der Kalahari gehört. Im Park befinden sich 114 unterschiedliche Säugetiere (darunter die endemischen Schwarzgesichtimpalas), 380 Vogel- und 510 Reptilienarten.
Wir steuern den ersten Campingplatz im Westen an und gehen auf Fotopirsch. Die ersten Tiere, die sich vor unserer Linse posieren sind die niedlichen Erdhörnchen. Hier finden wir auch die Moringabäume, die mager bewachsenen Baumriesen mit knorrigen Ästen. Sie sehen aus, als würden sie verkehrt herum im Boden stecken. Jemand ruft ganz aufgeregt aus einem Auto. Zwei Leoparden fressen ihre frisch gefangene Beute. Zwischendrin müssen sie einen Schabrakenschakal verscheuchen. Wieder zurück schauen wir beiläufig am Wasserloch vorbei und prompt stehen da zwei Elefanten. Abends ist der Campingplatz voller Schakale und wir sind froh, dass wir „oben“ schlafen. Die nächsten 2 Nächte verbringen wir in der Mitte des Parks. Wir sehen unseren ersten „König“ der Tiere. Später noch eine ganze Familie mit Jungen. Im gesamten Park darf man maximal 60 km/h fahren. Rechts sehen wir eine Giraffe stehen und von links läuft uns plötzlich eine vor das Auto. Das schnelle Bremsmanöver verhindert Schlimmeres.
Da hier die letzte Regenperiode ausgefallen ist, haben wir keine Moskitos und gute Chancen für Tierbeobachtungen an den wenigen Wasserlöchern. Im Gebüsch entdecken wir Giraffen mit einem Jungen. Dem kurzen Hals nach kann es noch nicht lange auf der Welt sein. Immer wieder sehen wir große und kleine Herden von Gnus, Zebras, Antilopen und Vögel in allen Größen und Formen … Zurück an unserem Wasserloch steht ein Spitzmaulnashorn. Es trinkt lange und kratzt an einem Baumstumpf jede Körperstelle. Da nicht nur die Tier in der Mittagshitze träge sind, schwimmen wir eine Runde im erfrischenden Pool.
Damit wir viele Tiere sehen, stehen wir früh auf. Auf dem Weg zur Toilette versperrt mir ein schwarzes Etwas den Weg. Es verfolgt mich, ist ca. 1m lang und hat Ähnlichkeit mit einem Dachs. Da ich dringend muss, setze ich mich durch. Hilfe, jetzt will es auch noch unter der Klotür durch. Bei unserem nächsten Stopp sehen wir zwei Löwen. Sie sind schamlos und paaren sich vor unseren Augen. Am Campingplatz-Wasserloch ist nichts los und wir gehen wieder. Doch die eigenartigen Geräusche lassen uns wieder umkehren. Eine Herde von 20 Elefanten mit einigen Babys ist eingetroffen. Wir beobachten sie fast eine Stunde beim Baden, Trinken, Fressen und Entleeren.
Man darf hier nur an den Rastplätzen, die es nicht oft gibt, aussteigen. Die Gefahr, gefressen zu werden, ist groß. Wer erwischt wird, fliegt aus dem Park. Auf dem Weg zum letzten Campingplatz im Osten sitzt mitten auf der Straße eine ältere Touristin mit heruntergelassener Hose neben dem Auto und verrichtet ihr „Geschäft“.
Wir filmen Giraffen beim Trinken. Sie müssen ganz schön in die Grätsche gehen, um an das Wasser zu gelangen. Alles Weitere könnt Ihr auf den Bildern im Blog sehen (Bilder/Namibia).
Vor der nächsten Übernachtung besichtigen wir den Hoba-Meteoriten (3 m x 0,55 m bis 1,20 m groß und 50 bis 60 Tonnen schwer). 80.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ist er eingeschlagen und besteht zu 82 % aus Eisen, 17 % Nickel und 1 % Kobald.
Auf dem Maori Camp werden wir als seltene Touristen von einem ehemaligen Richter aus Heppenheim begrüßt. Er streichelt uns sogar, als könnte er es nicht glauben. Wir lassen die einstündige Informationsflut über uns ergehen und stehen uns die Beine in den Bauch. Nicht schlimm, da wir die letzten 4 Etosha-Tage sitzend im Auto verbringen mussten. Zum Glück ist es sehr informativ. Er verkauft uns verschiedene Sorten Fleisch und wir legen gleich 3 Zebrasteaks auf den Grill. Zum südafrikanischen Merlot schmecken sie himmlisch.
Unser östlichstes Ziel führt uns zu den kleinen Buschmännern mit ihren Klick- und Schnalzlauten. Sie zeigen uns, wie man mit 2 Stöcken Feuer macht und Volker schnitzt einen Bogen, den er kaufen kann, wenn er mag. Aber erst geht er mit einem Buschmann in gebückter Haltung auf die Jagd. Wir müssten hungern, denn alle 3 Pfeile gehen daneben. Ich beobachte die Frauen, wie sie in filigraner Kleinarbeit winzige Perlen aus Straußeneierschalen machen. Eine haut sie mit einer Metallplatte rund, die nächste bohrt ein Loch und die Dritte fädelt sie zu Schmuck. Zwischendrin greifen die Babys hungrig nach den Brüsten. Zum Schluss fragen wir nach einem Gruppenfoto und schon stehen alle parat.
Der Weg zum Waterberg, wo 1904 die berühmte Schlacht stattfand, ist herrlich. Eine rote Sandpiste durch saftiges Grün führt uns zu einem tollen Campingplatz. Volker’s Begeisterung ist kaum zu bändigen.

 


Waterberg – AfriCat – Windhoek – Ende

Der Waterberg ist eine Sandsteinformation, die durch Wind- und Wassererosion entstand. Da mehrere Gebirgsformationen diesem Prozess widerstanden, fand man hier Dinosaurier-Fußspuren.

Wir bekommen Feuerholz für unseren Gnu-Braten. Nach unserer Wanderung am Fuße des Plateaus ist unser Grillrost gereinigt, die Asche weg und neues Holz liegt bereit. Toller Service. Dafür brauchen wir den ganzen Nachmittag, um bei dem lahmen Sateliten-Internet die Bilder in den Blog zu schieben. Hier sehen wir Dik Dik’s, die kleinste Antilopenart. Gerne würden wir länger bleiben, aber der Urlaub neigt sich dem Ende zu.

 

Die vorletzte Nacht wollen wir bei Okahandja verbringen, aber kurz nach Otjiwarongo sehen wir einen riesigen Metallleoparden. Spontan biegen wir ab und stehen vor einer Schranke. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns, hier zu übernachten und werden telefonisch angemeldet. Nach 10 Kilometern stehen wir vor einem riesigen Gate, das uns jemand öffnet. Nach 6 Kilometern müssen wir einen Knopf drücken, damit sich ein grandioses Schiebetor öffnet. Nach 8 Kilometern stehen wir an der Rezeption und checken ein. Wir müssen wieder 3 Kilometer zurück, da wartet an der Ecke ein Quadfahrer und bringt uns die letzten 1,5 Kilometer zu unserem Platz. Den mit ca. 700 m² größten, den wir bis jetzt hatten. 1 ½ Stunden haben wir noch Zeit, bis wir zur Rundtour im Gehege abgeholt werden. Wir sind bei der AfriCat Foundation in Okonjima gelandet. Die Stiftung bereitet ehemals gefangene große Raubtiere, auf einem 20 000 ha großen Gebiet, auf die freie Natur vor und bietet ökologische Aufklärungsprogramme für die Jugend von Namibia an. Zuerst besuchen wir Wahoo, einen 14 Jahre alten Leoparden. Nur ein Wassergraben trennt uns von der Raubkatze. Dann suchen wir in einem großen Gehege nach Geparden. Das schnellste Landtier der Welt bringt es auf 118 km/h. Mit unserem offenen Jeep stehen wir direkt vor den zierlichen Weibchen, die sich nicht stören lassen. Im Hintergrund hören wir das laute Brüllen eines Löwen. Die 3stündige Tour endet in der Tierklinik, die demnächst vergrößert werden soll. Die vielen Informationen müssen wir erstmal verarbeiten.

 

Für die letzte Nacht fahren wir an einen Stausee. An der Rezeption fragen wir, ob wir hier campen können. Die Madam schaut uns schweigend an. Wir wollen campen? Ja! Dann sollen wir uns den Platz anschauen und Bescheid geben. Fast 4 Kilometer geht es im Schritttempo über eine Holperpiste. Direkt am See liegt ein schöner aber verlassener Platz und die Toilettenspülung geht auch nicht. Da wir uns den Abschied netter vorgestellt haben, fahren wir weiter südlich in einen Park. Jetzt haben wir etwas ganz schön Nobles erwischt, wow. Wir richten unsere Sachen und bekommen Besuch von Oskar. Volker flieht auf‘s Auto und mir versabbert er die Hose. Zum Glück ist das grüne Gras für das Warzenschwein noch interessanter. Die ganze Nacht macht es rupf rupf…Eine Herde von Pferden hat sich um unser Auto versammelt und frisst nonstop das kurze Gras.

 

Einen halben Tag verbringen wir noch in der Hauptstadt Windhoek, bevor der Flughafen ruft. Auf der Autobahn überholen wir Fahrradfahrer, Gabelstapler, Pickups mit ganzen Familien oder Hunden hinten drauf usw.

 

Nach einer Stunde Verspätung heben wir ab. Arme, Beine und Hintern schlafen abwechselnd ein, bei mir dauert es etwas länger.

 

Nach 4 Wochen strahlendem Sonnenschein, 6.358 gefahrenen Kilometern, unzähligen Foto- und Filmaufnahmen, verlassen wir dieses wunderschöne Land. Wir haben einiges dazu gelernt für das nächste Mal, denn es gibt hier noch viel zu entdecken…

 

Danke, dass Ihr dabei gewesen seid.

 

 

Schönes Fernweh